Windenergie

 

Die Windenergie ist ebenso wie die Energieträger Wasserkraft und Biomasse eine Erscheinungsform der Sonnenenergie. Je nach Breitengrad erwärmt die Sonne Land- und Wasseroberflächen ungleichmäßig. Dadurch entstehen klein- und großräumige Gebiete mit verschiedenen Temperaturen und unterschiedlichen Luftdrücken. Dieses System, stets um Ausgleich bemüht, setzt die Luftmassen in Bewegung und dadurch entsteht Wind. Wind ist also nichts anderes als bewegte Luft. An den Küsten herrschen hohe Windgeschwindigkeiten, die landeinwärts durch Bodenreibung und lokale Beschaffenheit der Erdoberfläche (Gebirge, Täler, Wälder, Bebauung) schnell abnehmen. Im Binnenland sind daher Gipfellagen oder gleichförmig aufsteigende, freie Landschaftsgebiete sehr günstige Windstandorte.

 

Im April 2011 hat die Regionalversammlung Nordhessen beschlossen, ein neues regionalplanerisches Windenergiekonzept zu erstellen. Vorausgegangen war das Urteil des Hess.VGH vom 17.03.2011, mit dem das alte Windenergiekonzept aus formalen Gründen für unwirksam erklärt wurde. Im Rahmen der von Bund und Land beschlossenen Energiewende verfolgen die Regionalversammlung Nordhessen und das Regierungspräsidium Kassel folgende Hauptziele:

-Deutlicher Ausbau der Windenergie in der Planungsregion

- Berücksichtigung der kommunalen Interessenlagen möglichst hoher Beitrag zur regionalen Wertschöpfung

Um den zukünftigen Strombedarf zu rund 60 % aus Windenergie zu decken, muss diese auch an Land deutlich ausgebaut werden. Dazu enthalten die Empfehlungen des hessischen Energiegipfels vom 10.11.2011 grundlegende Vorgaben, die auch für dieses neue regionalplanerische Windenergiekonzept gelten

 

Die Regionalpläne sollen Vorranggebiete für die Windenergienutzung (VRG WE) in einer Größenordnung von 2 % der Landesfläche ausweisen für Nord- und Osthessen

rund 16.500 ha (bislang waren lediglich 0,29 % ausgewiesen 1.154 ha Bestands- und 1.213 ha Planungsflächen).

 

- Die Vorranggebiete haben Ausschlusswirkung für die übrige Planungsregion.

- Eine entscheidende Rolle für die Nutzung der Windkraft kommt Waldgebieten zu.

- Die Zusammenarbeit der Kommunen mit Hessen Forst und die interkommunale Zusammenarbeit sind von hoher Bedeutung.

 

Einen hohen Stellenwert hat die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an Windkraftanlagen - zur Akzeptanzsteigerung und zur Finanzierung

 

Die meist gebauten Anlagen haben eine horizontale Achse, um die sich der Rotor dreht, ähnlich wie der Propeller eines Flugzeuges. Solche Horizontalachsen-Konverter wandeln maximal etwa 45 % der Windleistung in elektrische Energie um. Die Rotorblätter haben ein Profil ähnlich der Tragflächen eines Flugzeuges und nutzen den aerodynamischen Auftrieb der Luftströmung. Sie werden mit einem bis teilweise fünf Rotorblättern (Flügeln) gebaut.

Moderne Anlagen zur Stromerzeugung werden fast ausschließlich mit drei Flügeln angeboten. Grundsätzlich können Windkraftanlagen mit einer Leistung bis etwa 30 Kilowatt an das Niederspannungsnetz von 220 Volt angeschlossen werden. Für größere Anlagen (bis 4,0 MW elektrischer Leistung) wird fast immer ein separater Mittelspannungstrafo erforderlich.

Für eine ökonomisch wie ökologisch gleichermaßen vertretbare Nutzung von Windenergie ist neben dem Einsatz neuester Technik die Berücksichtigung meteorologischer und topographischer Gegebenheiten von ausschlaggebender Bedeutung. Günstige Orte für Windkraftanlagen werden mittels Standortgutachten ermittelt. Für Standorte im Binnenland ist die rein rechnerische Bestimmung der Windgeschwindigkeit zu ungenau. Hier empfiehlt sich die direkte Messung am vorgesehenen Standort.

Bei der Errichtung von Windkraftanlagen sind die Bestimmungen der Landesbauordnungen zu berücksichtigen. Auf Bundesebene gelten die Bestimmungen von § 35 Baugesetzbuch. Die Windgeschwindigkeiten in den höheren Lagen der Rhön sind durchaus mit denen der Alpen zu vergleichen. Hier wären gute Standorte für Windkraftanlagen, doch bestehen Konflikte mit dem Natur- und Landschaftsschutz. Sowohl am direkten Standort, als auch durch die Leitungstrassen ergeben sich Eingriffe. Die Rotoren können Vögel beeinträchtigen und töten. Windkraftanlagen in ansonsten von auffälliger technischer Infrastruktur relativ unbelasteten Gebieten können das Landschaftsbild erheblich verändern.

 

 

Film zum Thema

 

Neues Windenergiekonzept für Nord- und Osthessen bitte hier klicken

 

Windenergie in Osthessen

 

 

Neue Windräder in Hofbieber...

Bürger*innen finanzieren Stromerzeugung

Windräder in Hofbieber
Windräder in Hofbieber. Foto: Markus Weber

Die Energiegenossenschaft Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie Eichenzell eG hat den von ABO Wind projektierten Windpark Hofbieber im Landkreis Fulda erworben. Die drei Anlagen des Typs Norden N117 mit einer Nabenhöhe von 141 Metern und einer Nennleistung von je 2,4 Megawatt gehen voraussichtlich im September ans Netz. Sie werden jährlich rund 18 Millionen Kilowattstunden klimafreundlichen Strom erzeugen. Dies entspricht dem Haushaltsverbrauch von 15.000 Menschen und erspart der Umwelt den Ausstoß von 13.000 Tonnen Kohlendioxid.
Für ABO Wind ist es das zweite Projekt, das mit einer Genossenschaft realisiert wird. Erst vor wenigen Wochen weihte das Unternehmen ein Bürgerwindrad in Lahr im Hunsrück gemeinsam mit der Genossenschaft SOLIX ein. „Wir freuen uns, dass wir nun ein weiteres unserer Projekte an eine Genossenschaft verkaufen konnten, noch dazu eine aus der Region“, sagt Petra Leue-Bahns, ABO Wind-Bereichsleiterin für Finanzierung und Vertrieb. „So sieht eine dezentrale Energieversorgung in Bürgerhand aus.“ ABO Wind hat in Hessen bereits 94 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 175 Megawatt ans Netz gebracht.
Für die Friedrich-Wilhelm-Energie Raiffeisen Eichenzell eG ist der Kauf ein Meilenstein. „Erstmals investiert eine Energiegenossenschaft im Landkreis Fulda in ein solches Großprojekt. Die anfängliche Planung, einen weiteren Partner in das Projekt zu involvieren, um die benötigten Mittel zusammenzubekommen, konnte die Energiegenossenschaft aufgrund des überraschend starken Zuflusses an Mitteln aufgeben. Knapp 190 Genossenschaftsmitglieder haben 2,7 Millionen Euro in kürzester Zeit zusammengetragen“, sagt Helmut Gladbach, Vorstand der Energiegenossenschaft. Aber auch die Gemeinde Hofbieber kann sich freuen: Über Pacht und Gewerbesteuer verbleiben dort ca. 2,6 Millionen Euro in den nächsten Jahren.
Viele Bürger*innen der Region verfolgten den Bau des Windparks mit Interesse, zum Beispiel die ungewöhnliche Anlieferung der Rotorblätter mit einem Selbstfahrer. Außerdem gab eswährend des Transports eine Führung über die Baustelle, an der rund 70 Bürger*innen teilnahmen.

Quelle: Monatsmagazin printzip, Ausgabe Oktober 2016

 

 

Bürgerwindpark in Hofbieber eröffnet

Bürgerwindpark Hofbieber
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Quelle: Monatsmagazin printzip, Ausgabe November 2016