Dämmung von Dächern


Schlecht gedämmte Dächer können sowohl im Winter als auch im Sommer das Leben erschweren.

 

Film zum Thema

1. Steildachdämmung

An vielen Dächern sieht man nach frostklaren Nächten, dass ganze Flächen vom Reif frei bleiben. Das zeigt eine schlechte Dämmung an. Bei älteren Dächern bieten 3,5 cm Heraklitplatten oder 12 cm Bimssteinausmauerung zwischen den Sparren nur einen mäßigen Wärmeschutz. Die Einsparung durch Dachdämmung liegt je nach Ausgangszustand meist zwischen 10 und 20 %.

1.1 Dämmdicke

Wer künftig sein Dach neu eindeckt, ausbaut oder die Innenbekleidung erneuert, baut am besten die Qualität von 20 cm Dämmstoff ein. Die Dicke kann geringer sein, wenn man einen Dämmstoff mit hoher Dämmwirkung wählt. Ein neues Dach hält gut und gerne 50 bis 80 Jahre.

 

Das spricht für eine gute Dämmdicke. Halbherzigkeit zahlt sich bei der Energieeinsparung wegen der langen Lebensdauer der eingebauten Technik nicht aus. Seit 2009 fordert die Energieeinsparverordnung (EnEV) einen U-Wert von 0,24 W/(m²K), der bei Dachinstandsetzungen über 10 % der Fläche einzuhalten ist.

1.2 Dämmstoffe

Die Art des Dämmstoffes muss fallweise ausgewählt werden. Für die Dachdämmung gibt es spezielle Dämmstoffe. Die Dämmwirkung wird durch die Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffes beschrieben. Sie liegt heute zwischen 0,04 und 0,02 W/(mK). Der kleinere Wert ist der bessere Wert. Vorteile haben Glas- und Steinwollematten, weil sie sich gut an alle Unebenheiten der Sparren anpassen.

 

Auch die Einblasdämmung mit Zelluloseflocken hat sich bewährt (0,04 W/(mK)). Für die Aufsparrendämmung wählt man oft Polyurethan (PU), das bei 12 cm Dicke schon den erforderlichen Wärmeschutz bringt, jedoch auch teurer ist.

 

Das Institut für preisoptimierte energetische Gebäudemodernisierung GmbH (IpeG) bietet unter www.ipeg-institut.de eine Listung, die bislang über 230 unterschiedliche Dämmstoffe aufweist. Diese Datenbank wird ständig erweitert und verbessert.

1.3 Ausführung

In Hessen wird der Dämmstoff in der Regel zwischen den Sparren angebracht. Was tun, wenn der Sparren nur 12 cm hoch ist, aber 20 cm eingebaut werden sollen?

 

Hier gibt es drei Möglichkeiten.

 

Dämmstoff mit geringster Wärmeleitung wählen (z. B. WLG 032 steht auf der Packung). Er ist zwar etwas teurer als die üblichen Dämmstoffe, dämmt aber pro cm Dicke 20 % besser. Zusätzlich wird unter dem Sparren noch 2,5 bis 6 cm Dämmstoff zwischen die Traglattung der Innenbekleidung eingebaut. Dies mindert auch die Wärmebrückenwirkung des Sparrens.

 

Aufdoppelung der Sparren von oben (10 cm Kantholz).

 

Zusammen mit dem Altsparren ergibt sich eine Dämmhöhe von 20 bis 22 cm.

Immer häufiger wird auch eine Aufsparren-Dämmung ausgeführt: Auf dem Sparren wird eine Holzschalung verlegt, hierauf kommt eine luftdichtende Folie.

 

Die Dämmschicht liegt auf diesem Aufbau und bildet dadurch eine durchgehende Schicht. Die Dämmstoffe haben als System eine besondere Zulassung.

 

Es gibt sie als Glas- und Steinwollplatten, Polystyroloder Polyurethanplatten, Holzweichfaserplatten. Bei Hartschäumen kann der Schallschutz durch Platten mit massereichen Beschichtungen verbessert werden.

Luftdichter Aufbau: Im Dach gibt es viele hundert Meter Fugen an einbindenden Bauteilen, Dachflächenfenstern, Sparrenflanken. Damit die Dämmung wirksam ist, dürfen Fugen und Ritzen keine Leckstellen für Kalt- oder Warmluft bilden. Raumseitig unter den Dämmstoff wird deshalb als Luftdichtung eine Folie oder eine Spezialpappe eingebaut. Alle Stöße und Fugen sowie Anschlüsse an Dachflächenfenster, Traufe oder an Giebelwände werden mit Klebebändern oder Klebstoff aus der Kartusche abgedichtet.

 

Die Luftdichtung wird nach der »Luftdichtheits-Norm« DIN 4108-7 vorgenommen. Sie verhindert Feuchteschäden am Sparren und Schimmelbefall in der Konstruktion.

1.4 Kosten und Wirtschaftlichkeit

Die Kosten der Dacherneuerung werden maßgeblich durch die neue Dacheindeckung bestimmt. Für den Dämmstoff und seinen Einbau können 25 bis 60 Euro pro m² kalkuliert werden. Je nach erzielter Heizkostenentlastung amortisieren sich diese Dämmkosten nach 14 bis 20 Jahren. Das Dach hält aber mindestens 40 Jahre – die Dämmung macht sich also zweimal bezahlt.

 

Die Kosten der gesamten Dacherneuerung liegen natürlich höher und richten sich nach dem gewählten Material und dem Schwierigkeitsgrad.

Dach und Keller zählen oft zu Waisenkindern des Wärmeschutzes. Am Dämmstoff sollte im Dachbereich nicht gespart werden. Stärken von 16 bis 25 Zentimeter gelten als ideal. Bei Kellern bietet sich als einfachste Möglichkeit eine mindestens sechs Zentimeter starke Dämmung der Kellerdecke an. Sie kann auch in Eigenleistung angebracht werden.

2. Dämmung des Dachbodens

Kann oder soll das Dach nicht ausgebaut werden, bietet sich die Dämmung der Obergeschossdecke an. Obergeschossdecken bestehen z. B. aus Holzbalken, Ziegel- oder Bimshohlsteinen mit Lehm-, Sand- oder Schlackeschüttungen.

 

Ab 1945 kamen Stahlbetondecken hinzu, manchmal völlig ungedämmt. Auch beim horizontalen Kehlbalken (Spitzboden) fehlt oft der Wärmeschutz. Die nachträgliche Dämmung kostet wenig Geld, weil sie einfach auszuführen ist. Für ein typisches Einfamilienhaus sinkt dadurch der Energieverbrauch um 10 bis 20 %. In vielen Fällen verschwindet mit der Dämmung auch die sommerliche Überhitzung vom Dachraum her.

2.1 Dämmdicke

Wir empfehlen 20 cm Dämmstärke. Denn die Dämmung ist bei normaler Nutzung unzerstörbar und hält mindestens 50 Jahre. Nie zu kurz springen, heißt die Devise. Die EnEV fordert bei ohnehin anstehenden großflächigen Instandsetzungsmaßnahmen einen U-Wert von 0,24 W/(m²K), wofür bereits 12 bis 14 cm Dämmstoff reichen. Für Dachböden gibt es eine unverzügliche Nachrüstpflicht mit derselben U-Wert-Anforderung.

 

Die Anforderung gilt jedoch nicht für selbstnutzende Eigentümer mit bis zu einer weiteren Wohnung im Haus. Zeit zum Handeln, denn Dachbodendämmung ist einfach und kostengünstig. Näheres siehe § 10 EnEV von 2009.

2.2 Dämmstoffe

Als Dämmstoffe stehen Glas- und Steinwollematten, Polystyrol-oder Polyurethanplatten, Zelluloseflocken und Naturfaserplatten zur Verfügung. Wählen Sie nach Ihrem Geldbeutel aus. Weiteres Entscheidungskriterium: Der Dämmstoff sollte auf unebenen Böden gut anliegen können und nicht von kalter Außenluft unterströmt werden.

 

Sind Verschläge im Dachraum (Mietwohnungen), müssen diese meist unten abgeschnitten werden. Wenn keine 20 cm Dämmstoff eingebaut werden können, sollte man einen Dämmstoff mit besserer Dämmfähigkeit wählen (WLG 0,03–0,020 W/(mK)), der jedoch auch teurer ist.

 

Unter dem Dämmstoff ist keine Folie erforderlich (diffusionshemmende Schicht). Sie kann nur dann zur Sicherheit zusätzlich eingebaut werden, wenn die OG-Decke als Holzbalkendecke luftundicht sein könnte, damit keine feuchtwarme Luft aus dem beheizten Bereich von unten einströmen kann.

2.3 Ausführungsarten

Dämmstoffplatten oder Rollen werden auf der OGDecke ausgelegt. Eine zweischichtige, kreuzweise Verlegung von 2∙10 cm verhindert aufklaffende Stoßfugen bis zur alten, nun warmen Deckenoberfläche.

 

Die Dämmung dicht an die Eindeckung heranführen. Ist der Sparrenfußpunkt ausgemauert, wird diese stark Wärme leitende Stelle durch Dämmstoffstreifen überdeckt.

Wenn Sie den Dachboden begehbar halten müssen, kommen zum Dämmstoff noch Hartfaserplatten o. Ä. hinzu. Sie ist oftmals teurer als die Dämmung selbst. Die Dicke des Belags beträgt bei mäßiger Belastung nur 9 mm, das spart Kosten. Auch eine begrenzte Laufstraße aus Hartfaserplatten spart Geld. Trittfeste Dämmstoffe ermöglichen den Verzicht auf eine Abdeckung, wenn die OG-Decke nur selten begangen wird. Sie gibt es sowohl als Steinwolle- als auch als Hartschaumplatten.

Für Dachräume, die nicht ausgebaut werden können, kann auch eine Einblasdämmung gewählt werden.
Hierbei wird über ein Rohr der flockige Dämmstoff vom Lieferwagen direkt auf den Dachboden geblasen.
Zellulose-, Steinwolleflocken oder Perlitegranulat sind in wenigen Stunden eingeblasen. Diese Dämmung ist nicht begehbar, aber man kann durch sie »hindurchwaten«, wenn der alte Fußboden tragfähig ist.
Begehbare Holzwerkstoffplatten auf Holzböcken, die den Hohlraum für den Einblasdämmstoff sichern, sind ebenfalls möglich.

2.4 Kosten und Wirtschaftlichkeit

Die Kosten für eine Dachbodendämmung von 20 cm Stärke betragen ca. 25 bis 35 Euro pro m².

 

Die Amortisationszeit liegt zwischen 10 und 15 Jahren, je nach erreichter Energieeinsparung, Energiepreisentwicklung und Investitionshöhe.

3. Flachdachdämmung

Flachdächer sind im Wohnungsbau eher selten in Hessen.

 

Es gibt sie in zwei Arten, häufig auf Reihenhäusern und Winkelbungalows:

das belüftete Flachdach (Kaltdach)

das unbelüftete Flachdach (Warmdach)

 

Das belüftete Flachdach besteht meist aus einer Holzbalkenlage, zwischen der eine Dämmschicht vom 4 bis 10 cm liegt. Über der Dämmung befinden sich mindestens 10 cm Belüftungsschicht. Eine abschließende Brettschalung trägt die Dachhaut aus Bitumenpappe. Das unbelüftete Dach besteht häufig aus einer Stahlbetondecke, auf der eine Dampfsperre und die Dämmung verlegt sind, darauf befindet sich die Dachhaut als mehrlagiges Bitumenpappdach.

 

Beim Flachdach ist die Dachhaut die dampfdichteste Schicht, deshalb ist raumseitig eine Dampfsperre eingebaut.

3.1 Dämmdicke

Die meisten der Gebäude mit Flachdach wurden ab Ende der Sechzigerjahre errichtet und weisen schon einen Wärmeschutz von 0,6 bis 0,8 W/(m²K) auf. Der ist als sommerlicher Wärmeschutz zu gering, denn Flachdächer werden im Sommer ganztägig von der Sonne aufgeheizt. Für die Anforderung der EnEV 2009 reichen bei hochwertigen Dämmstoffen zusätzliche 12 bis 16 cm Wärmedämmung aus (0,2 W/(m²K)). Ein guter sommerlicher Wärmeschutz liegt bei 0,1 W/(m²K) ab 25 bis 30 cm. Die Dämmdicke wird häufig durch Einbauten begrenzt (Türenaustritte, Lichtkuppeln).

 

Dann ist ein Dämmstoff mit guter Dämmwirkung besonders wichtig. Der Fachbetrieb findet auch hierfür Lösungen am Dachrand usw.

3.2 Dämmstoffe

Als Dämmstoffe kommen beim unbelüfteten Dach vor allem extrudierte Hartschaumplatten (XPS), Steinwolle- oder Schaumglasplatten in Frage, die feuchteunempfindlich sind. Für unbelüftete Flachdächer gibt es spezielle Dämmplatten.

 

Beim belüfteten Aufbau liegt die Dämmung zwischen den Balken; hier haben wieder Glas- und Steinwolleplatten oder die Einblasdämmung aus Zelluloseflocken Vorteile. Die Wärmeleitfähigkeiten liegen zwischen 0,04 und 0,020 W/(mK).

3.3 Ausführungsarten

Die Ausführung richtet sich nach dem vorhandenen Aufbau. Eine Dachinstandsetzung ist der richtige Zeitpunkt.

Ältere unbelüftete Flachdächer haben eine funktionierende Dampfsperre. Deshalb ist das Umkehrdach eine wirtschaftliche Lösung. Hier bleiben die vorhandene Dämmung, die Dampfsperre sowie die Dachhaut erhalten. Letztere wird instand gesetzt. Darauf werden die neuen feuchteunempfindlichen Dämmplatten, mit Stufenfalz verlegt, mit einem Vlies abgedeckt und bekiest. Die Dämmplatten können zeitweilig vom Regen unterflossen werden.

 

Die neue Dämmung schützt die alte Dachhaut vor Frost und Sonne. Wassereinläufe und umlaufende Randbekleidung sind anzupassen. Hierfür gibt es Formteile.

Ein Neuaufbau des gesamten unbelüfteten Daches inklusive der Dampfsperre ist teurer. Auch in diesem Fall kann der vorhandene Dämmstoff wiederverwendet werden, denn er ist funktionstüchtig und enthält bei extrudierten Schaumdämmstoffen FCKWs, die auf der Bauschuttdeponie in die Atmosphäre gelangen würden; besser also weiter nutzen. Die alten Dämmplatten werden zwischengelagert und nach Einbau einer neuen Dampfsperre wieder als erste Lage verlegt. Darauf kommen die neuen Dämmplatten. Eine neue, verklebte Dachhaut mit neuer Kiesschicht schließt die Arbeiten ab.

Beim belüfteten Dach begrenzt die notwendige Belüftungsebene die zusätzlich einbaubare Dämmschicht. Deshalb ist hier nur ein Neuaufbau sinnvoll. Die unter den Tragbalken liegende Dampfsperre wird erneuert und dabei sehr sorgfältig luftdicht ausgeführt (DIN 4108-7). Ein Luftdichtheitstest mit der Blower-Door sollte dies bestätigen. Danach kann das Dach zum unbelüfteten Flachdach werden, indem der gesamte Balkenzwischenraum mit Dämmstoff gefüllt wird. Auch oben auf der Balkenlage kann noch eine Schicht verlegt werden, um einen besonders guten sommerlichen Wärmeschutz zu erzielen.

Das Flachdach kann bei einzeln stehenden Gebäuden auch zum Steildach umgebaut werden. Wer häufig Regenschäden gehabt hat, wird diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Der Dämmstoff wird dann unter dem Schutz des neuen Steildachs einfach auf der alten Dachhaut ausgerollt, wie bei der OG-Decke. Eine Abdeckung der Dämmstoffe ist nur erforderlich, wenn ein begehbarer Raum entstehen soll.
Kosten und Wirtschaftlichkeit Die Flachdachsanierung ist aufwendig, die Dämmstoffe beim unbelüfteten Dach teurer. 50 bis 120 Euro pro m² können allein für die Dämmung und die neue luftdichtende Schicht anfallen. Die Gesamtmaßnahme mit neuer Dachhaut liegt bei 150 bis 220 Euro pro m².
Die Wirtschaftlichkeit muss nach Aufwand im Einzelfall bestimmt werden. Die sommerliche Kühle in den Räumen entschädigt dann aber für den Aufwand.

Quelle: Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: „Vom (K)althaus zum Energiesparhaus“ (2012)


4. Regionale Beispiele:

 

 

Gute Beispiele energetische Sanierung Fuldaer Zeitung
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Thema: Algen

 

Die Alge breitet sich im Siedlungsraum immer weiter aus, nicht nur auf gedämmter Fassade:

Nasser Winter - grünes Wunder

Algenbefall an Bäumen
Algenbefall an Bäumen

Dieser verregnete Winter ist mit seiner feuchten Luft eine Wohltat für die Algen. Man sieht sie nun überall etwas kräftiger hervortreten als noch im letzten Jahr. Auf Dächern sind vielerorts grüne und schwarze Beläge zu sehen, Verkehrsschilder haben auf ihrer Wetterseite fast alle einen grünen Überzug oder sind bereits teilweise bewachsen. Auch
ohne Laub sind alle Bäume und Sträucher grün, an Stämmen und Ästen hat sich die Alge ausgebreitet. Gehwege begrünen,
Hausfassaden werden grün – auch die ungedämmten. Selbst Dachflächenfenster grünen auf, Plexiglasdächer von Wetterhäuschen begrünen. Die Alge breitet sich im Siedlungsraum immer weiter aus.

 

Algen brauchen Wasser zum Leben, das gab es in den letzten Monaten reichlich. Aber warum sehen wir sie erst jetzt so häufig? Das hängt mit der Luftreinhaltung zusammen. Seit der Industrialisierung wirkte das reichlich erzeugte Schwefeldioxid aus der Kohleverbrennung als Algengift und hielt unseren Siedlungsraum weitgehend algenfrei.

Seit der Rauchgasentschwefelung unserer Kraftwerke und der Umstellung des Hausbrandes auf Erdgas und Öl hat es die Alge leichter. Immer weniger SO2 in der Außenluft lässt sie ungehindert wachsen. Mit jedem zukünftig abgeschalteten Kohlekraftwerk wird das Algenwachstum weiter zunehmen. An Hauswänden wurde Algenbewuchs schon vor 30 Jahren zuerst  wahrgenommen, da sie in unserem Blickfeld liegen. Gedämmte Fassaden waren besonders schnell betroffen, denn sie bleiben nach Regen länger nass. Die abtrocknende Heizwärme fehlt hier, was der Geldbeutel indes wohltuend bemerkt. Weil die Veralgung zuerst die gedämmten Fassaden betraf, wurde
gleich ein Argument gegen die Wärmedämmung von Fassaden daraus gemacht.


„Heute zeigt sich: Alle dem Wetter ausgesetzten Bauteile im Siedungsraum sind mehr und mehr betroffen, gedämmt oder ungedämmt“, sagt Werner Eicke-Hennig, Programmleiter der „Hessischen Energiespar-Aktion“.


Noch einen Regelkreis gibt es. Die verstärkte Belastung der Luft mit dem „Treibhausgas“ Kohlendioxid fördert das Algenwachstum. In Frankfurt/Main bei der „mainova“ leitet man in einem Projekt das CO2 aus einem Kraftwerk über Algen. Das CO2 wird abgebaut, die Algen wachsen und können weiterverarbeitet werden (zum Beispiel zu Arzneien, Kosmetika und so weiter).


„Wärmedämmung reduziert den CO2-Ausstoß aus Hausheizungen und begrenzt damit mittelfristig das Algenwachstum. Da ist es ein schlechtes Argument, Algen auf Fassaden dazu zu benutzen, gegen die Wärmedämmung zu argumentieren“, so der Energieexperte weiter.


Für Hauseigentümer gibt es aber eine beruhigende Botschaft. Algen zerstören an Fassaden, Dächern und Fenstern nichts und können mit etwas Wasserdruck leicht abgewaschen werden. Es sind auch nie alle Fassaden betroffen, sondern nur die Wetterseite und die Ost- oder Nordseite des
Gebäudes. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern hilft ein großer Dachüberstand. Auch die Farbgebung des Putzes kann man anpassen, dunkle Farben und Muster wählen. Auch Fassadenbegrünungen kaschieren den Algenbewuchs. In ganz harten Fällen werden Algizide eingesetzt. Die sind nicht beliebt, aber es geht an Gebäuden nicht darum, die Mengen zu verdoppeln, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Wären alle 2,5 Milliarden qm Fassade in Deutschland mit Algiziden ausgestattet, was nicht nötig sein wird, würden pro Jahr rund 20 Tonnen Algizide durch den Regen ausgewaschen, wohlgemerkt in ganz Deutschland. In der Landwirtschaft werden Jahr für Jahr rund 10.000 Tonnen eingesetzt. Aber das ist nicht der Bezugspunkt. Denn wenn wir uns wieder einen algenfreien Siedlungsraum wünschen, müssten wir wieder jene
Mengen an Schwefeldioxid freisetzen, die in der Industrialisierung Deutschlands Fassaden und Dächer algenfrei hielten.
Allein auf eine Stadt wie Berlin ging damals jedes Jahr ein Schwefelsäureregen von 150.000 Tonnen nieder. Die Folgen waren nicht nur das Abtöten von Algen, sondern auch Atemwegserkrankungen, tote Kinder
durch Pseudokrupp und Schäden an Fassaden und Steinskulpturen. Man wird
einen Kompromiss finden oder die Alge tolerieren müssen. Zumindest unter dem Mikroskop sieht sie wunderschön aus. Weitere Informationen zum Thema unter www.energiesparaktion.de/wai1/showcontent.asp?ThemaID=16


Ausführliche Informationen (u.a. die Energiespar-Information Nr. 1 Energieeinsparung an Fenstern und Außentüren) sowie 12 weitere Energiespar-Informationen bietet die HESA-Homepage unter www.energiesparaktion.de, über die auch www.energieland.hessen.de, die „Energieseite“ des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung sowie der „Förderkompass Hessen“ mit allen aktuellen Förderangeboten direkt zu erreichen ist.

 

Quelle: Monatsmagazin printzip, Ausgabe April 2016